Bestandsmanagement

Das Lagerbestandsmanagement hat die Aufgabe, die Bevorratung eines Lagers mit Produkten zu planen. Bild Dabei sind Zufallseinflüsse auf der Nachfrageseite des Lagers ebenso wie auf der Seite der Belieferung zu berücksichtigen. Die Aufgabe des Bestandsmanagents besteht darin, ein angestrebtes Lieferservice-Niveau gegenüber den Kunden bei möglichst niedrigen Beständen bzw. Lagerkosten zu sichern. Bestandsmanagement setzt i.d.R. voraus, daß man den in einem Risikozeitraum auftretenden Bedarf prognostizieren kann. Methoden des Bestandsmanagements sind daher eng mit Prognosemethoden verknüpft. Diese setzen wiederum voraus daß systematisch Daten über die in der Vergangenheit aufgetretenen Bedarfsmengen gesammelt werden.

Die dominierende Eigenschaft von Bestandsmanagementproblemen ist die Tatsache, daß Unsicherheit besteht. Man kann verschiedene Ursachen der Unsicherheit unterscheiden:

  • Die Nachfragemenge pro Periode ist nicht sicher. Dies ist der am häufigsten in der Theorie und in der Praxis diskutierte Aspekt. Man versucht, den Verlauf der Nachfragen durch theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungen zu erfassen. In der Praxis wird gerne auf die Normalverteilung zurückgegriffen, was allerdings oft zu erheblichen Fehlern führt.

  • Die Wiederbeschaffungszeit einer Lagerbestellung (Durchlaufzeit eines Produktionsauftrags; Beschaffungszeit einer externen Bestellung, d. h. Lieferzeit des Lieferanten) ist nicht sicher. Stochastische Wiederbeschaffungszeiten kommen in der Praxis sehr häufig vor. Man kann dies leicht verifizieren, indem man im Internet ein Produkt bestellt. Man wird dann feststellen, daß selbst dann, wenn der Anbieter behauptet, er habe das bestellte Produkt am Lager vorrätig, es trotzdem zu einer unvorhersehbaren Lieferzeit (=Wiederbeschaffungszeit aus der Sicht des Abnehmers) kommt. Viele Softwaresysteme zum Bestandsmanagement gehen fälschlicherweise von deterministischen Wiederbeschaffungszeiten aus.

  • Die Lagerzugangsmenge weicht von der Bestellung ab. Dies kommt dann vor, wenn der Lieferant zu wenig Bestand hatte, um alle Kundenaufträge volsständig zu erfüllen. Es kann dann vorteilhaft sein, die Liefermengen an die Kunden zu quotieren.

  • Die Aufzeichnungen der Lagerbestandsführung stimmen nicht mit den tatsächlich vorhandenen Beständen überein. Dieses Problem ist in der Praxis regelmäßig vorhanden. So wird der Lagerbestand oft periodisch überwacht. Dies führt zwangsläufig dazu, daß zwischen zwei Überwachungszeitpunkten keine korrekten Informationen über die Höhe des Lagerbestands vorhanden sind.

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Literatur

Tempelmeier, H. (2020). Analytics im Bestandsmanagement. 7. Aufl., Norderstedt: Books on Demand.
Günther, H.-O. und Tempelmeier, H. (2020). Supply Chain Analytics - Operations Management und Logistik. 13. Aufl., Norderstedt: Books on Demand.