Standortplanung

Die Standortplanung legt die räumliche Struktur des Logistiksystems (supply network) fest. In Abhängigkeit vom Umfang der durchzuführenden logistischen Prozesse, die vor allem durch die Produktvielfalt beeinflußt werden, kann das Logistiksystem neben mehreren Produktionsstätten auch zentrale und regionale Beschaffungs- und Absatzlager umfassen. Alle diese Knoten eines Supply Network werden durch Transportströme miteinander verbunden.

In vieler Hinsicht handelt es sich bei der Wahl von Standorten für Produktionsstätten und Lagern um besonders bedeutsame Entscheidungen. Standortentscheidungen erfordern i.d.R. einen beträchtlichen Kapitaleinsatz und bergen ein hohes Investitionsrisiko. Bei Standortinvestitionen im Ausland müssen zudem wirtschaftliche und kulturelle Schranken beim Aufbau des lokalen Managementpotentials überwunden werden. Die Nachteile falscher Standortentscheidungen sind gravierend und können u.U. sogar die Existenz der Unternehmung gefährden. Einmal errichtete Produktionsstandorte sind zumeist nur unter erheblichen Verlusten und erst nach längerer Zeit rückgängig zu machen. Die Entscheidungskriterien, die bei der Standortwahl zur Auswahl der Standortalternativen verwendet werden, werden in der Betriebswirtschaftslehre als Standortfaktoren bezeichnet. Aufgrund der zahlreichen Entscheidungskriterien haben wir es mit einem Entscheidungsproblem mit mehrfacher Zielsetzung (multikriterielles Entscheidungsproblem) zu tun.

Standortplanungsprobleme sind oft kombinatorische Optimierungsprobleme. Ein Beispiel: Das Absatzgebiet eines Schokoladenherstellers umfaßt ca. 200 regionale Schwerpunkte, für die durchschnittliche jährliche Nachfragemengen prognostiziert worden sind. Man könnte nun eine sehr große Fabrik bauen, von der aus der gesamte Markt bedient würde. Dies hätte bei relativ geringen Fixkosten allerdings ein hohes Transportaufkommen mit entsprechenden Transportkosten zur Folge. Um dies zu vermeiden, könnte man auch mehrere Fabriken "gleichmäßig" auf das Absatzgebiet verteilen. Damit wären jedoch erhöhte Fixkosten verbunden.

Es entstehen somit folgende Fragen:

  • Wie viele Fabriken sollen errichtet werden?

  • Wo sollen die einzelnen Fabriken plaziert werden?

  • Wie soll das gesamte Absatzgebiet auf die Fabriken aufgeteilt werden?

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Literatur

Günther, H.-O. und Tempelmeier, H. (2020). Supply Chain Analytics - Operations Management und Logistik. 13. Aufl., Norderstedt: Books on Demand.
Domschke, W. und A. Drexl (1996). Logistik: Standorte (4. Aufl.). München: Oldenbourg.